Große Kuhschelle

Große Kuhschelle

Überblick

Stängel: dicht behaart
Blätter: 2-3 fach gefiedert, dicht behaart
Blüten: einzeln auf Stängeln mit Hochblattquirl, blauviolett, bis 8 cm Durchmesser

  • wiss. Name:
    Pulsatilla grandis
  • Aussehen:
    mehrjährige Staude, bis 25 cm hoch
  • Lebensraum:
    Trockenrasen, lichte Wälder
  • Verbreitung:
    pannonischen Steppen Ungarns bis nach Niederösterreich

Die ersten und wohl auffälligsten Frühjahrsboten auf unserer Heide sind die Großen Kuhschellen oder Küchenschellen. Sie gehören zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) Ihre blauvioletten Blüten mit gelben Staubblättern hat wohl jeder Heidebesucher schon einmal gesehen.

Die Blüten erscheinen bei warmem Wetter schon im Februar oder März, knapp vor dem Austrieb der 2-3 fach gefiederten Blätter. Die fünf blauvioletten Blütenblätter sind außen behaart und werden bis zu 4 cm lang. Die Blüten stehen immer einzeln an den Stängeln, im oberen Drittel des Blütenstängels befindet sich eine Rosette aus 3 zerschlitzten, behaarten Hochblättern in Form eines Quirls.

An sonnigen Tagen öffnen sich die Blüten in der Früh und schließen sich am Nachmittag wieder. Das Öffnen und Schließen erfolgt durch verstärktes Wachstum der Blütenblätter auf der Innen- bzw. Außenseite, daher werden sie täglich größer. Wie ein Parabolspiegel lenken die geöffneten Blütenblätter die Sonnenwärme in die Mitte der Blüte zu Staubblättern und Fruchtknoten und laden Insekten zum Aufwärmen ein. An schattigen, kühlen Tagen bleiben die Blüten geschlossen.

Die Große Kuhschelle wächst auf Trockenrasen und in trockenen, lichten Wäldern und braucht warmen, kalkhaltigen Boden. Ihre Pfahlwurzeln können über einen Meter in die Tiefe reichen. Ein Ausgraben der geschützten Pflanze ist nicht nur verboten sondern auch sinnlos, da die abgerissene Wurzel kaum nachwächst und die Pflanze abstirbt.

Die Samen reifen 4-6 Wochen nach der Blüte. Mittels eines behaarten Flugapparates werden sie vom Wind verbreitet. Die Keimung erfolgt im Herbst, wenn der Boden gut durchfeuchtet ist. Die nur wenige Zentimeter großen Jungpflänzchen können im Winter sogar unter der Schneedecke weiterwachsen. Sie brauchen zur Entwicklung viel Licht, weshalb sie nur dort gedeihen, wo die Heide beweidet wird.

Die Große Kuhschelle hat ihre Hauptverbreitung in den pannonischen Steppen Ungarns und kommt in Richtung Westen bis nach Niederösterreich vor. Weiter westlich wächst die in Mitteleuropa verbreitete Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) mit etwas kleineren, intensiv violetter gefärbten Blüten.

Die gesamte Pflanze enthält das Gift Protoanemonin. Dieser Wirkstoff verursacht äußerlich Hautreizungen, innerlich aufgenommen bewirkt das Gift Erbrechen, Störungen des Nervensystems, Magen- und Darmstörungen sowie Krämpfe und Entzündungen der Nieren. In der Homöopathie wird die Pflanze unter anderem gegen Migräne, Depressionen und Rheumatismus verwendet.

Im Mittelalter behandelten Bettler mit dem Saft ihre Arme und Beine, um mit den dadurch hervorgerufenen Entzündungen Mitleid zu erregen. Darüber schreibt der Apotheker Tabernaemontanus (1522-1590) in seinem Kräuterbuch: Die Landstreicher und Bättler, so aus Faulheit des Bätteln gewohnt, etzen ihnen die Schenkel mit diesem Kraut auf, womit sie die Leute betriegen.