Prof. Wolfgang Holzner (1942-2014) hinterlässt zahlreiche Spuren in Naturschutz, Botanik & Ökologie, nachhaltiger Landwirtschaft, Bildung der Bevölkerung, universitärer Lehre, Forschung u.v.m. und mit seinem Tod eine große Lücke.
Ohne seine intensiven Bemühungen für die Perchtoldsdorfer Heide als Pionier des Kulturlandschafts-Schutzes - auf der Heide vor allem im Zeitraum der 1980-er Jahre bis ins Jahr 2000 - wäre diese heute in vielen Bereichen zugewachsen und somit nicht mehr vorhanden, so wie wir sie heute kennen. Zahlreiche besondere Arten wären somit verschwunden, aber auch ein bedeutender Erholungsraum wäre verloren. Ohne Wolfgang Holzners Anregungen gäbe es heute wohl auch keinen Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide und damit auch nicht die zahlreichen, von vielen Menschen so positiv wahrgenommenen Aktivitäten, die seit dem Jahr 2000 rund um die Heide passiert sind. Gerade in schwierigeren Phasen des Heide-Managements - ja auch die gab es manchmal, denn man kann es niemals jedem recht machen, ganz egal was man tut - war Wolfgang Holzner immer eine sehr positive und motivierende Stimme, die uns Mut machte, an unsere fachliche Expertise zu glauben. Die umfangreichen Heide-Aktivitäten seit dem Jahr 2000 inkl. diverser fachlicher Erhebungen durch ausgewählte ExpertInnen, die Umsetzung des Managements und die Entwicklung der Heide fanden bei ihm immer großes Lob.
Lieber Wolfgang wir möchten Dir an dieser Stelle von ganzem Herzen danken, für alles, was Du für die Perchtoldsdorfer Heide und ihre Bewohner UND für die vielen, vielen Menschen, die sich bei den Heidebesuchen an ihr erfreuen, getan hast! Du wirst uns sehr fehlen!
Zum Leben und Wirken von Prof. Wolfgang Holzner
Aufgewachsen in Perchtoldsdorf erwachte schon früh seine Begeisterung für die Natur. "Schon ab der frühen Kindheit bereitete [er] sich auf seinen späteren Beruf durch ausgiebiges Herumstreifen in Wald und Flur vor." Schon als 7-jähriger ging er bei Exkursionen der Urania mit und legte ein Herbarium an, was ihm höchste Bewunderung seiner Lehrerin einbrachte. Als Teenager war er bereits botanischer Helfer beim berühmten Prof. Friedrich Ehrendorfer. Die Schulzeit war für ihn eine "sinnlose Öde", nach mehreren Schulwechseln arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter und Drogistenlehrling und erreichte die Matura über einige Umwege.
Nach der Matura inskribierte er kurz Forstwissenschaft an der BOKU, die Vorstellung als Förster durch den Wald zu spazieren war schön, der Blick auf 'Mathematik' und 'Statistik' im Vorlesungsverzeichnis allerdings weniger. Daher studierte er schlussendlich Botanik, Chemie und Japanologie. Bereits während seines Studiums war er an der BOKU als wissenschaftliche Hilfskraft angestellt und beschäftigte sich intensiv mit "Unkräutern" - zunächst in Österreich und Südosteuropa, später weltweit. "Um nicht einseitig zu werden und allzu sehr zu verunkrauten arbeitete er außerdem über alpine Vegetation und Pflanzengemeinschaften der Gewässer sowie der Wiesen und Weiden." (Holzner 1981)
Nach dem Doktorat 1970 kam 1974 die Habilitation und 1977 wurde er Professor am Institut für Botanik der BOKU. Er war Spezialist für Vieles: Pflanzen, Pilze, Moose, Winterknospen und besonders vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften wie Weidelandschaften, Wiesen, Trockenrasen und G`stettn - für ihn eine Welt voll faszinierenden Lebens.
Prof. Wolfgang Holzner war einer jener Professoren, der von seinen Studenten als legendär bezeichnet wurde. Er wirkte leise und ruhig, und doch umgab ihn eine besondere Aura, die sein stilles Auftreten begleitete und spürbar machte. Hochbegabt und voller Wissen, konnte er dieses in Diskussionen in einfache und verständliche Worte kleiden und damit den Landwirt genauso wie den doppelten Doktor überzeugen und faszinieren. Dabei war er der Wissenschaft, dem Wissenschaftsbetrieb und gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber immer humorvoll kritisch:
"Es heißt, dass in den überspezialisierten Disziplinen der modernen Wissenschaft die Gelehrten immer gelehrter und dem übrigen Volk immer unverständlicher werden, bis es allen (außer hoffentlich dem Forscher selbst) völlig schleierhaft ist, was er tut und wozu er alles treibt. So weit möchte ich es in meinem Fall nicht kommen lassen [...] (Holzner 1981)"
Auch mit Selbstkritik sparte er nie "... denn inzwischen war der Autor an der Seuche MAM (megamultiple activity madness) erkrankt, die heute fast die ganze Bevölkerung so genannter hochentwickelter Nationen in dauernde hektische Betriebsamkeit versetzt, was paradoxerweise dazu führt, dass letztlich nur wenig wirklich zustande gebracht wird." (Holzner & Glauninger 2005)
Trotz seiner vielen Termine, Verpflichtungen und Projekte war er zu Hilfe und fachlicher Beratung stets bereit. Wichtig waren ihm immer nur die Sache und das Ergebnis.
Da er fest davon überzeugt war, dass Biologie und die Naturwissenschaften nicht im Hörsaal erlernbar sind, und die Absolventen ohne Begeisterung und authentische Kenntnis der Natur im späteren Beruf nichts ausrichten könnten, mussten seine Studierenden bei jedem Wetter hinaus in die Natur.
Seine zahlreichen Projekte führten ihn u. a. nach Nepal, Tibet, Japan, Griechenland und in den Iran, seine Heimat war aber immer Niederösterreich Um die Naturschätze seiner Heimat zu erhalten probierte er vieles aus und wurde damit unter anderm zum Pionier der Naturschutz-Beweidung in Österreich.
Schon in den 1980er Jahren, als viele im Naturschutz noch nach dem "Käseglocken-Prinzip" dachten, propagierte er, dass die Erhaltung der Kulturlandschaft mit ihren Wiesen, Weiden, Hecken etc. nur durch die traditionelle Bewirtschaftung erhalten werden kann und eine Unterschutzstellung mit Betretungs- und Eingriffsverboten kontraproduktiv ist. Der Naturschutz müsse daher mit den Landwirten und der Bevölkerung und nicht gegen sie arbeiten. Daher war ihm auch das Bedürfnis der Menschen nach Erholung in der Natur wichtig. Damit brachte er den Naturschutz in Österreich für die vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaften auf den richtigen Weg. Vielfach konnte er bei Konflikten im Naturschutz mit seiner ruhigen und sachlichen Art vermitteln und für scheinbar unlösbare Gegensätze gute, für alle beteiligten akzeptable Lösungen anregen.
Er war DER Pionier der naturschutzfachlichen Beweidung in Österreich. Auf der Perchtoldsdorfer Heide, die er seit seiner Kindheit kannte, initiierte er die naturschutzfachliche Beweidung in den 1980er Jahren und betreute sie intensiv bis ins Jahr 2000, als er bei einer speziellen Heideführung zur Pensionierung von Elfriede Hüttner sie zur Gründung des Heidevereins anregte und diesem alsbald die fachliche Betreuung des Managements der Heide übergab, damit nicht "der Professor aus dem Waldviertel sondern PerchtoldsdorferInnen die Heide im Auge behalten". Die Information der BesucherInnen über den Wert und die Besonderheiten der einzigartigen Heide für Mensch und Natur waren sein großes Anliegen. 1997 erschien daher das Buch "Steppe am Stadtrand", mit dem anhand eines virtuellen Lehrpfades die wunderbare Natur der Heide entdeckt werden kann.
Wolfgang Holzner verfasste zahlreiche Bücher und Fachbeiträge, bis zuletzt arbeitete er mit KollegInnen an der "Ökologischen Flora von Niederösterreich", deren abschließender vierter Band wenige Tage vor seinem Tod druckfertig war. Seine zahlreichen Texte und Bücher verfasste er selten als Publikationen für "Wissenschaftler", sondern lieber gut verständlich, mit Bildern und Zeichnungen aufbereitet, um möglichst viele für die Natur zu begeistern und ihnen das Wesentliche verständlich aufzubereiten.
Er starb am 29. Oktober 2014 im Alter von 72 Jahren.