Überblick
Stängel: sehr ästig verzweigt, beblättert, weißlichgrün
Blätter: derb, starr, weißlichgrün mit weißlichem Adernetz. Grundständige Blätter dreizählig, dornig gezähnt oder gesägt. Erstlingsblätter ungeteilt, stachelig, steif
Blüten: ca. 3 mm lang, weiß oder graugrün, Blütezeit von Juli bis September. Einzelblüten dicht zusammengedrängt in von dornigen Hüllblättern umgebenen Köpfchen
Eine der wenigen Stauden, welche dem Heidebesucher zu dieser Jahreszeit ins Auge fällt, ist der Feld-Mannstreu, auch Donardistel genannt. Aber trotz ihres stacheligen, distelartigen Aussehens gehören die Arten der Gattung Mannstreu (Eryngium) keineswegs zu den Disteln. Die Pflanze gehört zu den Doldenblütlern (Apiaceae) wie die Karotte oder die Petersilie. Die zahlreichen Blüten stehen in dicht gedrängten Köpfchen, die von harten, stacheligen, meist auffällig gefärbten Hüllblättern umgeben sind. Der Feld-Mannstreu gehört damit zu einer sehr artenreichen Gattung, welche mit 230 Arten über den größten Teil der gemäßigten und wärmeren Länder der Erde verbreitet ist. Verbreitungsschwerpunkt der Gattung Mannstreu ist Südamerika.
Die Mannstreu-Arten bewohnen wüste, steinige Plätze und sandige Steppen, daher werden sie vielerorts auch Brachendisteln genannt. Die ursprüngliche Heimat des Feld-Mannstreu sind die Steppen Ungarns, der Balkanländer, das südliche Sibirien und Nordafrika. Heute ist er durch die jahrtausendelange Tätigkeit des Menschen auch in Süd- und Mitteleuropa, nördlich bis Dänemark verbreitet. Er braucht kalk- und humushaltigen Lehm- oder Lößboden in warmen Lagen, steigt aber am Alpensüdrand bis in Höhen von über 1000 Meter.
Im Wiener Raum besiedelt er Trockenrasen, sonnige Wegraine, Böschungen und Dämme. Im pannonischen Gebiet ist er als Weidezeiger ziemlich häufig, im nördlichen Alpenvorland hingegen auf den heute größtenteils verbauten Heiden auf Schotterböden regional gefährdet. In Wien ist der Feld-Mannstreu geschützt!
Bei manchen in Steppenrasen lebenden Pflanzenarten, wie auch beim Mannstreu, wird der gesamte oberirdische Teil der Pflanze oder der komplette Fruchtstand zur Reifezeit zum Ausbreitungsorgan. Beim Feld-Mannstreu löst sich im Herbst der fruchtende Stängel knapp über dem Boden von der Wurzel ab. Da die Pflanzen beim Trocknen ihre fast halbkugelige Form behalten, werden sie vom Wind durch die Landschaft getrieben, sie werden daher Steppenroller genannt. Dabei fallen die Früchte aus und werden verstreut. Pflanzen, die auf diese Art und Weise Früchte und Samen verbreiten und somit neue Standorte besiedeln, kommen nur in ebenen, waldfreien Landschaften vor. Früher, als es bei uns im Alpenvorland noch ausgedehnte Trockenweiden gab, trieb auch hier der Wind den Feld-Mannstreu im Verein mit anderen dauerhaften Pflanzen wie Rapsdotter und Sicheldolde in Form großer, rundlicher Ballen vor sich her. Als Steppengespenster oder Steppenhexen jagten sie Reisenden in stürmischen Nächten Schrecken ein. Zusätzlich bilden die Pflanzen lange unterirdische Ausläufer, mit deren Hilfe sie in geeigneten Lebensräumen rasch große Bestände bilden können.
Der Feld-Mannstreu ist auch eine alte Heilpflanze. Die Ärzte des Altertums rühmten ihn wegen vielfältiger Tugenden, es gibt nicht viele Heilkräuter, die eine so ruhmreiche Vergangenheit haben. Als wirksame Teile der Pflanze galten die Blätter (Juli / August) und die Wurzel (Frühling / Sommer). Die Anwendung erfolgte innerlich. Die in Wein gekochte Wurzel wirkt harntreibend und appetitanregend. Weitere Anwendungen im Altertum: bei Bauchschmerzen, gegen Geschwüre, Krämpfe, bei Nierensteinen, als Gegenmittel bei giftigen Tierbissen und zur Stärkung der Leber. Der Sage nach soll die Dichterin Sappho Mannstreu als Aphrodisiakum gebraucht haben. Im Altertum glaubte man allgemein an diese Wirkung.
In der Volksheilkunde wurde er bei Husten, Keuchhusten, Entzündungen der Harnwege und in den Mittelmeerländern als Hilfe beim Abstillen angewandt. Heute lässt man nur mehr seine appetitanregenden und harntreibenden Eigenschaften gelten, welche sich im Laufe der Jahrhunderte durch Erfahrung herausgestellt haben und auf Grund chemischer Analysen der Inhaltsstoffe bestätigt werden konnten.
Der Feld-Mannstreu wurde weiters als Nahrungsmittel und Gewürz verwendet. Die zarten Schösslinge lassen sich als Salat zubereiten, die jungen Blätter können wie Gurken in Weinessig eingelegt oder mit Zucker eingemacht werden. Der Geschmack ist zuerst süßlich, dann bitter und scharf.
Eine weitere Mannstreu-Art, die seit einigen Jahren an manchen Stellen der Heide zu finden ist, wurde aus dem Kaukasus eingeschleppt. Es ist der Riesen-Mannstreu (Eryngium giganteum), welcher erstmals 1973 in Österreich gefunden wurde.