Fichtenkreuzschnabel

Fichtenkreuzschnabel

Überblick

Nahrung: Nadelholzsamen als Hauptnahrung, daneben Samen von Laubbäumen und krautigen Pflanzen, etc.
Fortpflanzung: ganzjährig möglich, in Mitteleuropa vor allem Februar bis April, Nest hoch in Nadelbäumen, 3 bis 5 Eier, Brutdauer 14 bis 16 Tage, 2 Bruten im Jahr möglich

  • wiss. Name:
    Loxia cur­viros­t­ra
  • Aussehen:
    et­was größer als der Haussperli­ng, Männc­hen rötlich, Wei­bc­hen ge­lbl­i­c­hgrün, über­k­r­euz­ter kräftiger Sc­hn­a­bel (ab dem 27. Leben­stag)
  • Lebensraum:
    Nadelwälder, im Ge­birge bis 3000 m, Bru­tge­biet wechse­lt mit dem Na­hru­ng­san­ge­bot
  • Verbreitung:
    Nordhalb­kugel bis zum Po­la­r­k­r­eis, Süden Euro­pas bis in den Mitte­l­meerra­um, Norda­me­ri­ka bis zur Südg­ren­ze Ka­n­adas, unrege­lmäßige Wan­deru­ngen

Der Fichtenkreuzschnabel gehört zu den Singvögeln und innerhalb dieser zu den Finkenvögeln (Fringillidae). Er ist ein typischer Vogel der Nadelwälder der Nordhalbkugel, der vom Flachland bis ins Gebirge (bis 3000 m) zu finden ist. Er bevorzugt vor allem Fichten und Lärchen, nimmt aber auch Föhrenwälder oder Mischwälder an. Auch in größeren Parks mit Nadelbaumbeständen ist er zu finden. In Mitteleuropa ist er ein Jahresvogel, das heißt man kann in das ganze Jahr über, oft in Gruppen, antreffen. Häufigkeit und Verbreitung wechseln je nach Nahrungsangebot. Bei Nahrungsmangel ziehen die Vögel umher, wandern in nahrungsreichere Gebiete aus und brüten auch dort. In unregelmäßigen Abständen kommt es auch zu Invasionen nach Mitteleuropa aus nördlichen Ländern. In Perchtoldsdorf ist der Fichtenkreuzschnabel in den Schwarzföhrenbeständen zu finden und brütet auch dort. Auf der Futtersuche kommt er bis in unsere Gärten und ist gut zu beobachten.

Der Fichtenkreuzschnabel ist etwas größer als der Haussperling. Der Kopf ist groß, der Schwanz kurz und tief eingekerbt. Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt. Das Gefieder des Männchens ist ziegelrot und leuchtend rot am Bürzel. Flügel und Stoßfedern sind dunkler. Das Weibchen ist olivfarben, der Bauch gelblich und das Bürzel gelb.

Der Schnabel ist mittelstark und ganz speziell an Zapfen als Nahrungsquelle angepasst. Die Samen sind in den Zapfen zwischen harten Schuppen versteckt. Der Fichtenkreuzschnabel hat daher gekreuzte Schnabelspitzen, mit denen er durch Seitwärtsbewegung die Schuppen auseinander spreizen und mit Hilfe der Zunge die nahrhaften Samen herausholen kann.

Das Aussehen des Schnabels hat dem Fichtenkreuzschnabel auch seinen Namen gegeben. Es gibt jedoch auch die Sage, dass der Vogel bei der Kreuzigung Christi versucht haben soll, die Kreuznägel mit dem Schnabel herauszuziehen und sich dabei die Schnabelspitzen verbogen haben soll. Eine andere Sage sieht in den gekreuzten Schnabelhälften die Hammerrunen des Gottes Thor. Außerdem war man früher der Ansicht, dass ein Kreuzschnabel über dem Krankenbett die Krankheit auf sich nimmt, weshalb auch der Name Gichtvogel zu finden ist. Da die Vögel zur Weihnachtszeit oft in größeren Trupps anzutreffen sind, werden sie auch Christvogel genannt.

Der Fichtenkreuzschnabel ruft "gip gip gip". Der Gesang des Männchens ist (ähnlich dem des Grünlings) unregelmäßig und hastig, mit Gezwitscher, scharfen Tönen und eingefügten Lockrufen.

Bei der Futtersuche turnen Kreuzschnäbel wie Papageien auf hohen Bäumen und Sträuchern in den Ästen herum und benützen den Schnabel als drittes Greiforgan. An größeren Zapfen klammern sie sich fest, kleinere werden abgerissen und mit den Füssen festgehalten. Die bearbeiteten Zapfen sind leicht an ihrem zerrupften Aussehen und den längs zerschnittenen Schuppen zu erkennen. Je nachdem ob die untere Schnabelspitze nach rechts oder links gebogen ist, muss der Fichtenkreuzschnabel seinen Kopf beim Fressen in eine bestimmte Richtung neigen. Dadurch kommt es zu einer ungleichen Entwicklung der Kiefer- und Halsmuskeln.

Neben Nadelholzsamen werden auch Samen von vielen Laubbäumen und krautigen Pflanzen, frische Tannen- und Fichtentriebe, Blattknospen und Blüten von Laubbäumen und Sträuchern, Früchte und Beeren gefressen. Nestlinge werden zusätzlich mit Insekten gefüttert, die Hauptnahrung sind jedoch immer Nadelholzsamen. Eine Fichtenkreuzschnabelbrut benötigt davon bis zum Ausfliegen circa 85.000 Samenkörner. Durch den starken Ölgehalt der Samen haben Fichtenkreuzschnäbel einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf, der im Winter durch Schneefressen gedeckt wird. Außerdem muss der Mineralbedarf durch die Aufnahme von organischen Salzen gedeckt werden.

Auch die Brutzeiten sind vom Nahrungsangebot abhängig. In reinen Föhrenbeständen erfolgt die Eiablage fast ausschließlich von Februar bis April, da die harten, unreifen Föhrenzapfen im Spätherbst nicht geöffnet werden können. In Fichtenwäldern werden die Eier oft schon zwischen August und September abgelegt, da hier die unreifen Samen bereits genutzt werden können. Die Nester werden auf Fichten, Kiefern, Tannen und Lärchen in einer Höhe von 4 bis 30 m mit guter Deckung durch überhängende Äste alleine vom Weibchen gebaut. Es werden 3 bis 5 Eier gelegt, die rahmweiß bis hell blaugrünlich und sparsam gefleckt sind. Das Weibchen brütet alleine und wird vom Männchen gefüttert. Die Jungvögel können nach circa 2 Wochen das Nest verlassen. Sie müssen jedoch weiter von den Eltern gefüttert werden, da ihre Schnabelhälften noch ungekreuzt sind. Die Kreuzung beginnt erst ab dem 27. Tag. Erst dann können die Jungen selbst Samen aus Zapfen holen.