Heute fand in Perchtoldsdorf die Naturführung im Begrischpark, geführt von den Biolog:innen Irene und Alexander statt. Zuerst erhielten die Besucher:innen einen Überblick über die Geschichte der Landschaft.
Während der Eiszeit waren die Steppen, die zu den ältesten Lebensräumen zählen, weit verbreitet. Steppen auf denen Gräser und Kräuter wuchsen, wurden anfangs von verschiedensten Tieren, wie Mammuts und Wollnashörnern beweidet. Nach deren Aussterben und dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht beweideten die von Menschen gehaltenen Nutztiere, wie Schafe, Rinder oder Ziegen, die Landschaft.
Die Beweidung ist äußerst wichtig, weil dadurch viele Strukturen erhalten bleiben. Vereinzelte Halme bleiben stehen, welche eine wichtige Funktion als Lebensraumstruktur darstellen. Je vielfältiger ein Lebensraum strukturiert ist, desto mehr kleine Lebensräume gibt es. Diese kleinen Lebensräume sind für Insekten wichtig, die stehengebliebene Gräser beispielsweise für die Eiablage nutzen. Außerdem entsteht bei der Beweidung offener Boden, der ebenfalls für Pflanzen aber auch Insekten von großer Bedeutung ist.
Mithilfe von Luftbildern und alten Karten (die älteste stammt aus dem Jahr 1755) wurde die Lebensraumveränderung veranschaulicht. Der Begrischpark war lange Zeit eine Weidefläche, doch mit der Zeit wollte die Bevölkerung die Landschaft verschönern. So wurde gezielt ein Föhrenwäldchen gepflanzt und die ehemalige Weidefläche wurde zu einem Park umgestaltet. Durch das Aufkommen von Geräten änderte sich die Beweidung und ging zur Mahd über, was die Lebensraumstruktur veränderte.
Seit 2020 werden die Wiesen im Begrischpark nur noch einmal im Jahr gemäht – ein erfolgreiches Beispiel für die Ökologisierung der Gemeindeflächen in Perchtoldsdorf, welche unter dem Namen "Insekten-Highway" in Kooperation mit der Gemeinde Perchtoldsdorf und dem Heideverein stattfindet. Von der Extensivierung der Wiesen profitieren selten gewordene Arten der traditionellen Wiesen- und Weidewirtschaft, die an eine häufige Mahd nicht angepasst sind und sich nun wieder vermehren können.
Ein besonders anschaulicher Erfolg der Initiative sind die Wildbienen: Mithilfe einer Insektenerhebung konnte herausgefunden werden, dass auf der Perchtoldsdorfer Heide 178 und auf dem Hochberg 101 Wildbienenarten vorkommen. Der Begrischpark liegt zwischen Heide und Hochberg und soll nun als Übergang für die Wildbienen dienen.
Da es stark zu regnen begonnen hatte, mussten die Besucher den Park verlassen und sich beim Burgeingang untergestellt. Das bedeutete aber nicht das Ende der Führung, sondern nur eine Improvisation des Vortrags. Als der Regen nachließ ging es wieder zurück in den Park, wo typische Vertreter der dort vorkommenden Tiere und Pflanzen präsentiert wurden.
Ein typischer Wiesenschmetterling ist der Schachbrettfalter (Melanargia galathea), der seine Eier in die Wiese ablegt. Ein weiterer Bewohner, ist die östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia), die ebenfalls auf die Gräser angewiesen ist. Sie klettert auf diese hinauf, wenn der Boden zu heiß wird. Als wir durch die Wiesen gegangen sind, haben wir viele Heuschrecken gesehen, unter anderem konnten wir die italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) beobachten.
Wichtige Pflanzengruppen sind Wiesenflockenblume (Centaurea jacea), zahlreiche Doldenblütler und Scharfgabenarten. Typische Trockenrasenvertreter wie die Weinbergtraubenhyazinthe (Muscari neglectum) und verschiedenste Laucharten wurden ebenfalls hergezeigt. Ein besonderes Highlight war die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und der Gelbe-Lauch (Allium flavuum).
Veranstalter war der Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide. Wichtiger Kooperationspartner ist die Marktgemeinde Perchtoldsdorf.
Wer sich für die faszinierende Artenvielfalt in Perchtoldsdorf einsetzen möchte, ist herzlich eingeladen, bei der Heidepflegewoche (09. – 15.September) mitzuhelfen.
Juliana Ilmaier, Praktikantin des Landschaftspflegevereines