Der erste Tag unserer Naturferienwoche - August 1 - begann mit Vorfreude, die Stimmung bei unseren zwanzig Kindern war aufgeregt. Nach einer gemeinsamen Erkundung des Bildungsgartens fühlten wir uns aber schnell wie zuhause. Wir erklärten, wie das Kompost-Klo funktioniert, wo Trinkwasser zu finden ist und bis wohin man sich frei bewegen darf. In unserem kühlen, natürlichen Zelt unter der großen Linde setzten wir uns in unseren ersten Gesprächskreis zusammen und besprachen die Regeln für die Woche. Danach hieß es „Spiel frei!" Namensschilder wurden gebastelt, zwei Tipis begannen in die Höhe zu wachsen, wir spielten ein paar Kennenlernspiele und die Zeit flog schnell vorbei. Am Nachmittag besuchten wir die Heide, mit Neugier und Becherlupen bewaffnet, und fanden viele tolle Tiere. Ganz viele Lang- und Kurzfühlerschrecken (von denen die meisten entwischten) und sogar die seltene Sägeschrecke durften wir aus nächster Nähe bewundern! Wir zählten die Zieselbaulöcher und ärgerten uns, dass die Ziesel versteckt blieben. Dazwischen lernten wir mehr über die Geschichte der Heide und die Wichtigkeit der Trockenrasen. Der Nachmittagsregen hat uns gar nicht gestört. Wir nahmen es als eine Gelegenheit wahr, um die Dichtheit unserer Tipis zu überprüfen. Die könnte noch ein Stück besser sein, haben wir gefunden, und gingen nass und matschig unseren Eltern entgegen.
Tag zwei war unser Wandertag. Wir nahmen einen verwunschenen, verwinkelten Waldpfad nach oben, um zur Franz-Ferdinand Hütte zu gelangen. Die Sonne schien, am Wegesrand wuchsen leckere Brombeeren… Ganz natürlich entwickelte sich eine interessante Diskussion über giftige Pflanzen. In der Pause spielten wir unser Gottesanbeterinnenspiel und hatten viel Spaß. Oben angelangt genossen wir den tollen Ausblick und machten es uns auf der Hauswiese gemütlich. Mistkäfer wurden aufgespürt, zwei tolle Kugelbahnen im Wald gebaut (die zwei Teams lernten, dass es gar nicht so leicht ist, gut zusammenzuarbeiten) und ein Barfußpfad entstand, eine echte Wonne für die müden Fußsohlen. Nach einer kräftigen Jause traten wir den Rückweg an, mit neuen Erfahrungen und neuem Wissen im Gepäck.
Mittwoch war der gemütliche Tag, an dem die Kinder spielen durften so viel sie wollten. Das mussten wir ihnen versprechen, denn es gab soooo viel zu tun: die Tipis mussten ausgebessert werden; Heuhaufen mussten gebaut werden, in die man springen kann; die Mistkäfer brauchten ein neues Zuhause auf der Mistkäferfarm und allen Hausgottesanbeterinnen wurden Namen gegeben. Aus Holunderbeeren entstand Tinte und der Blätterdruck wurde ausprobiert. Außerdem schufen wir Tiere und Objekte aus Ton, bastelten Traumfänger aus Naturmaterialien und lasen gemeinsam ein Buch. Mit all den Aktivitäten wurde unser gemütlicher Tag dann doch ganz schön anstrengend!
Am Donnerstagmorgen überraschte uns der Regen, wollten wir doch am Liesingbach das Wasser genießen. Wir ließen uns aber nicht stören und plantschten herum bis die Sonne tatsächlich kam. Die Hitze des Tages war groß und doch spürten wir sie kaum. Mit Keschern, Schüsseln und Eimern bewaffnet erforschten wir das Wasser und konnten bald Krebse, Wasserskorpione, Bachflohkrebse, Egel und andere Bachtiere in unseren Behältern bewundern und studieren. Wieso sind sie wichtig? Welche Rolle spielen sie im Bach? Die Libellen kreisten herum und ließen sich manchmal sogar auf uns nieder… Für kleine Pausen zwischendurch war auch gesorgt: einige Genießer:innen hatten eine Hängematte dabei, einige Künstler:innen legten ein schönes Mandala aus Steinen, Blättern und Rinde auf den Boden, einige Tüftler:innen spielten Karten. Nach dem Überraschungseis gab es dann auch einige Boots-Rennen und wir konnten weiter in der kühlen Liesing plantschen.
Unser letzter Tag im Camp kam viel zu früh. Es galt alle Projekte zu beenden, den Garten aufzuräumen und sich zu verabschieden. Aber nicht ohne vorher noch Spaß beim Kinderschminken zu haben: am Ende des Tages waren keine Kinder mehr im Bildungsgarten, dafür viele Fantasiefiguren, süße Schmetterlinge, gruselige Monster, schnelle Wildtiere und sogar ein Regenbogenfisch. Bunt war die Woche und bunt war unsere Gesellschaft. Neue Freundschaften entstanden, neue Erfahrungen wurden gesammelt und wir haben die Zeit zusammen sehr genossen. Bis zum nächsten Jahr!
Natalija und Bianca