Erfolgreiches Zieselprojekt – insgesamt 95 erwachsene Ziesel freigelassen

Auslassung der Ziesel auf der Heide. © FdPH
Reinbacher - Das Eis übernahm eine Zieselpatenschaft. Vielen Dank! © FdPH
Die Grünen Perchtoldsdorf übernahmen eine Zieselpatenschaft. Vielen Dank! © FdPH
Der Vorstand des TOP übernahm eine Zieselpatenschaft. Vielen Dank! © FdPH
In den nächsten Jahren müssen möglichst viele Jungziesel - und natürlich auch erwachsene - überleben, damit der Bestand weiter anwachsen kann. © Rolf Müller, rm-naturfotos.de

Heuer konnten wir – nach Verzögerungen 2019 und 2020 – mit der Freilassung von insgesamt 48 erwachsenen Zieseln, davon 27 Weibchen und 21 Männchen das Projekt zur Aufstockung des Heide-Ziesel-Bestandes vorläufig abschließen.

In den nächsten Jahren wird es ganz besonders wichtig sein, die Ziesel auf der Heide intensiv zu beobachten, zu zählen, eventuelle Gefahren rasch abzuwehren und weiterhin intensive Aufklärung der Besucher*innen zum richtigen Verhalten auf der Heide – im Besonderen was Leinenpflicht oder Drohnen-Flugverbot betrifft – zu betreiben, sodass sich der Bestand tatsächlich langfristig erholen kann.

Die Notwendigkeit einer zweimaligen veterinärmedizinischen Untersuchung im Abstand von zwei Wochen inklusive Einzel-Quarantänehaltung für die Auswilderung von Zieseln eines Bestandes in einen anderen bestehenden Ziesel-Bestand hat sich im Laufe unseres Projektes klar und deutlich gezeigt. Insgesamt 10 Ziesel mussten auf Grund der Untersuchungsergebnisse wieder in den Quell-Bestand in Wiener Neustadt zurückgesetzt werden. Sie waren mit Mykoplasmen bzw. Bordetellen infiziert, die ohne die veterinärmedizinischen Vorkehrungen in den Ziesel-Bestand der Heide eingeschleppt worden wären. Nicht nur für die Ziesel auf der Heide sind unsere Projekt-Ergebnisse somit wichtig. In Zukunft sollten auch in anderen vergleichbaren Projekten keine nicht vorher untersuchten Ziesel in andere Ziesel-Vorkommen ausgesetzt werden!

Sowohl im Frühjahr als auch im Sommer führten wir auch wieder ein umfangreiches Monitoring durch, bei dem die iesel einerseits mittels Scan-Sampling-Beobachtung gezählt wurden, andererseits mit RFID-Loggern individuell erkannt wurden.

Beim Monitoring 2021 konnten rund 73% der 2020 auf der Heide freigelassenen Ziesel (16 Ziesel von 22) nach dem Winterschlaf wieder­gefunden werden. Das entspricht auch der bekannten natürlichen Überlebensrate in den 2. und 3. Lebensjahren bei den Männchen sowie den 2. bis 4. Lebensjahren bei den Weibchen.  2020 wurden 76% der Ziesel, die 2019 aus­gesetzt wurden, wiedergefunden. Das zeigt, dass die Ziesel die Quarantäne und in Folge auch den Winter gut überstehen. Da im Besonderen die Weibchen sehr vorsichtig sind, ist außerdem anzunehmen, dass nicht alle Tiere geloggt werden konnten. Im zweiten Folgejahr ist beim RFID-Monitoring dann die Auffinde-Rate bereits deutlich geringer. Von den 2018 auf der Heide im Frühjahr gechipten erwachsenen (also damals zumindest 1-jährigen) Tieren konnten 2021 nur mehr 3 von 18 Tieren (16%) wieder­geloggt werden. Sie sind heuer zumindest 4 Jahre alt. Der Rückgang erklärt sich daraus, dass Ziesel nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von wenigen Jahren haben. Lt. Literatur besteht eine Ziesel­population rund zur Hälfte aus einjährigen, im Vorjahr geborenen Zieseln. Dann nimmt die Alterspyramide rasch ab. Nur ca. ein Viertel sind Zweijährige, das restliche Viertel besteht aus dreijährigen und älteren Tieren. (Quelle: www.kleintiersaeuger.at)

Da Ziesel nur ein Mal im Jahr maximal 6-8 Junge zur Welt bringen, von denen viele durch verschiedenste natürliche (und nicht natürliche) Räuber gefangen werden, ist die Vermehrungsrate eines Ziesel-Bestandes nicht sehr hoch. Umso wichtiger wird es in den nächsten Jahren sein, den „Schwund“ so gering wie möglich zu halten, den Bestand sehr genau und regelmäßig zu zählen und zu beobachten und wenn notwendig, rasch mit notwendigen Maßnahmen zu reagieren. Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf hat sich schon bereit erklärt, die notwendigen Maßnahmen wieder mit zu finanzieren.

Ein herzliches und großes Dankeschön an alle Projektpartner!

  • Das Zieselprojekt war nur möglich, weil die Marktgemeinde Perchtoldsdorf rund 2/3 der Finanzierung übernahm.
  • Einen weiteren finanziellen Beitrag leistete der Landschaftspflegeverein Thermenlinie–Wienerwald–Wiener Becken über das FLORA-Programm der Naturschutzstiftung Blühendes Österreich.
  • Wichtige Unterstützung kam über Spenden von Privatpersonen – zum Teil gesammelt von den Schüler*innen der VS Rosegger­gasse und der Montessori-Schule am Sonnberg, die Firmen Trampler und TIERplus.
  • Folgende Partner übernahmen jeweils die Patenschaft, also die Finanzierung für ein Ziesel: Heide Matausch, Reinbacher Das Eis, der Vorstand des TOP – Tourismus und Ortsverschönerungsverein Perchtoldsdorf, Die Grünen Perchtoldsdorf sowie ein Unternehmen, das anonym bleiben will.
  • Dr. Annika Posautz und die Studentinnen Andrea Fürst, Mirjam Muhr und Amelie Gerstenmayer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde (FiWi) der Universität Wien der Veterinärmedizinischen Universität übernahmen Probennahme und Analyse der Proben. Das FiWi verrechnete nur die Materialkosten.
  • Ziesel-Expertin Dr. Ilse Hoffmann stand uns ehrenamtlich in allen Belangen mit fachlichem Rat zur Seite.
  • Manuel Steiner führte im Auftrag des Heidevereins Ziesel-Fang, Koordination und Versorgung der Quarantäneplätze, Auslassung, Teile des Monitorings und die wichtige Besucheraufklärung auf der Heide durch und leistete dabei auch viele ehrenamtliche Stunden.
  • Sandra Girsch und Jennifer Fischer waren ebenfalls umfangreich an Monitoring und Bericht­erstellung beteiligt.
  • Marina Plohovic sammelte im Rahmen eines mehr­wöchigen Praktikums der Universität für Bodenkultur spannende Daten zu den Bewegungen der Ziesel in den Wochen nach der Freilassung auf der Heide.
  • Auch einige Freiwillige und der Landschaftspflegeverein Thermenlinie – Wienerwald – Wiener Becken und seine Praktikant*innen unterstützten uns bei dieser zeitaufwändigen Arbeit.
  • Ohne die vielen Freiwilligen, die Ziesel für die Einzel-Quarantäne in Pflege genommen haben und dafür zum Teil Urlaube verschoben, ganze Zimmer freigemacht und für vier Wochen nicht genutzt haben, wäre die Bestandes-Aufstockung so nicht möglich gewesen.

Vielen herzlichen Dank!