Strukturen & Totholz

Große, ebene und sehr einheitliche Trockenrasenflächen wie im Steinfeld, die ökologisch natürlich äußerst wertvoll und in Österreich einzigartig sind, beherbergen trotz ihrer Größe deutlich weniger Arten als die Trockenrasenlandschaften an den Rändern des Wiener Beckens. Diese Flächen sind zwar deutlich kleiner, eine hohe Vielfalt an Strukturen, die in der Ebene fehlen, ist der Grund für die enorme Artenvielfalt. Felsen, Steinhaufen, offener Boden an Wegrändern, an Wegböschungen, auf nicht versiegelten Feldwegen und an Störstellen sowie Einzelbäume, Gebüschgruppen und Waldränder, Totholz und Gestrüpphäufen bereichern hier die Lebensraumvielfalt und damit die Zahl an Tier- Pflanzen- und Pilzarten. Bei den Erhaltungsmaßnahmen muss auf diese Strukturen Rücksicht genommen werden bzw. müssen sie zum Teil gezielt gefördert werden.

Einzelbäume, Gebüschgruppen, Hecken und Waldränder

Einzeln stehende Bäume und Büsche, Gebüschgruppen, Hecken und Waldränder bieten Schatten, Verstecke, Windschutz und Nahrung für viele Tiere. In kleinen stacheligen Büschen finden Arten wie die Sägeschrecke Schutz. Auch die Eingänge von Zieselbauten befinden sich oft bei kleinen Büschen. An kniehohen Schlehen- und Weißdorn-Trieben fressen die Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten. In dichteren, hohen Schlehenhecken finden Vögel einen sicheren Brutplatz. Große Weißdorn- oder Rosenbüsche dienen Vogelarten wie Neuntöter, Goldammer und Turmfalke als Sitzwarten.

Die Gehölze werden daher bei den Pflegemaßnahmen ganz gezielt in einem bestimmten Ausmaß, in bestimmter Größe und an bestimmten Plätzen erhalten.

Totholz

Ein nicht nur im Wald sondern gerade auch im Offenland äußerst wertvoller, leider viel zu wenig bekannter Lebensraum ist „das“ Totholz, also abgestorbene bzw. absterbende Holzteile. Die Vielfalt an Totholz ist dabei unglaublich groß und viele, meist seltene und gefährdete Totholzbewohner stellen ganz bestimmte Ansprüche an „ihr“ Totholz. Totholz, das können einzelne abgestorbene Zweige oder Äste in noch lebenden Bäumen und Büschen sein, aber auch größere Stammteile oder ganz abgestorbene Gehölze. Für viele Arten wesentlich sind die Dimension, die Besonnung und Trockenheit bzw. Feuchtigkeit, manchmal auch die Gehölzart. Besonntes, noch stehendes Totholz ist besonders wertvoll, da es relativ selten ist. Das absterbende Holz wird von Pilzen besiedelt und je nach Holzart unterschiedlich langsam abgebaut. In Folge besiedeln zahlreiche Insektenarten das Holz, fressen die Pilze, das Holz (wenn sie geeignete Mikroorganismen im Verdauungssystem haben), aber auch andere Totholzbewohner. Nachnutzer wie zum Beispiel Wildbienenarten legen in entstandenen Hohlräumen ihre Nester an.

Auf der Heide wurden bei den zoologischen Erhebungen der letzten Jahre zahlreiche seltene, zum Teil sehr stark spezialisierte Totholzbewohner gefunden. Wir fördern daher diesen Lebensraum ganz gezielt und diese Maßnahmen wurden von den ZoologInnen sehr positiv bewertet.

  • Abgestorbene Äste werden in Gebüschen belassen, also die Gebüsche keinesfalls „gärtnerisch geputzt“.
  • Dort wo es die Sicherheit zulässt, bleiben auch abgestorbene Bäume stehen.
  • Werden Einzelbäume umgeschnitten, so lassen wir wo möglich brusthohe Stümpfe stehen, die dann in einer Abfolge von vielen Arten besiedelt werden, bis das Holz vollständig abgebaut ist.
  • Aus Ästen aber auch stärkerem Schnittgut legen wir an Wald- oder Gebüschrändern möglichst gut besonnte Totholzhaufen an.

Gestrüpphaufen und Dornenbarrieren

Gestrüpphaufen und Dornenbarrieren legen wir einerseits zum Schutz und zur Beruhigung bestimmter Bereiche an wie zum Beispiel entlang der Heidestraße. Sie werden aber auch von vielen Arten wie Smaragdeidechse, Schlingnatter und Feldhasen als sicheres Versteck und Schattenplatz genutzt. Bei der Errichtung von Dornenbarrieren ist es wichtig, die Zweige zwischen eingeschlagene Stöcke regelrecht einzuflechten, damit sie später nicht bei starkem Wind vertragen werden.

Felsen, Steine und Steinhaufen

Schon ein einzelner, größerer Stein ist ein eigener Lebensraum. Oberflächlich ist er mit Flechten, Moosen, manchmal auch kleinen Blütenpflanzen bewachsen. In den Moospolstern leben winzige Tiere wie Bärtierchen oder Rädertierchen. Unter den Steinen finden Schnecken, Käfer, bestimmte Ameisenarten und viele Tiere mehr einen trockenen, beschatteten Unterschlupf. Die sich rasch in der Sonne erhitzende Oberfläche nutzen wärmeliebende Tiere für ihr Sonnenbad. Steinhaufen und Steinriegel bieten – je nach Größe – im Inneren ein ausgeglichenes Klima, also Schutz vor Hitze aber auch Kälte und einen Unterschlupf.

Steine, Felsbereiche und ein Steinriegel werden regelmäßig frei geschnitten, sodass sie gut besonnt sind. Wo es möglich und sinnvoll ist, erhalten wir einzelne benachbarte Gehölze – z.B. als Schattenplatz für Reptilien. An manchen Stellen errichten wir gezielt Steinhaufen.

Offener Boden

Offener Boden erhitzt sich in der Sonne rasch. Auf diese Umgebungs- und Strahlungswärme sind viele wärmeliebende Arten – Insekten, Spinnen und Reptilien - angewiesen. Sie benötigen sie zur Reifung der Samenzellen, für die Entwicklung ihrer Eier, die sie in den Erdboden legen, für die rasche Entwicklung der Larven, als Schutz vor Verpilzung und für ihre Aktivität wie Schnelligkeit beim Beutefang oder bei der Flucht.

Offene Bodenstellen werden durch gezielte Beweidung gefördert. Durch die mosaikartige und gestaffelte Beweidung der Heide werden die offenen Bodenstellen aber nur einige wenige Tage im Jahr von den Weidetieren begangen. Wichtig ist, dass sie in Folge nicht durch dauerndes Betrampeln durch Erholungssuchende gestört oder durch (illegales) Mountainbiken sogar zerstört werden. Eine blockierende Bremse reicht, um eine Kolonie Wildbienennester aus dem Boden zu reißen. Auch offene Wegränder und nicht asphaltierte, nicht häufig befahrene Feldwege (wie auf der kleinen Heide) haben diese wichtige Funktion.