Schwenden & Neophyten

Regelmäßig Pflege für die Perchtoldsdorfer Heide

Schwenden

Gehölze sind wichtige Landschaftselemente
Gehölze sind wichtige Landschaftselemente. Zu starke Ausbreitung im Trockenrasen muss jedoch durch regelmäßiges Schneiden verhindert werden.

Schwendbau (auch Schwenden; englisch swidden) ist im engeren Sinne eine früher primär in Europa und der Subsahara verbreitete Form des Feldbaus. Dabei wird potenzielles Ackerland (seltener Weideland) von Bewuchs (Bäumen, Sträuchern) befreit, wobei die Ausstockung (das Entfernen des Wurzelwerks) unterbleibt.

Seite „Schwendbau“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Stand: 16. Okt. 2017, 15:57 UTC. (Abgerufen: 3. Jan. 2018, 13:57 UTC)

Warum?

Bis auf wenige Ausnahmen wäre Mitteleuropa heute von Wald bedeckt. Flächen wie Weiden, Wiesen und Weingärten entstanden in unserer Gegend durch landwirtschaftliche Nutzung und können nur durch den Menschen aktiv erhalten werden. Werden Nutzung und Pflege aufgegeben, erobern Büsche und Bäume die Flächen zurück. Auf der Heide müssen daher regelmäßig Büsche und Bäume entfernt werden.

Jeder – jung und alt – kann bei den Pflegeterminen mitmachen
Jeder – jung und alt – kann bei den Pflegeterminen mitmachen und so helfen die wertvollen Trockenrasen zu erhalten. Jede Hand zählt!
Raupe seltener Schmetterlingsart
Auf junge Schlehen entwickeln sich die Raupen vieler seltener Schmetterlingsarten. Die Raupe des Segelfalters ist perfekt als Blatt getarnt.
Methode des Ringelns
Beim Ringeln wird die Rinde bis auf das Kambium (Zellen-bildende Schicht) abgeschält.
Durch die Methode des Ringelns sterben Laubbäume langsam ab und bilden keine Stockausschläge. So können arbeitsaufwändige Nacharbeiten in den Folgejahren vermieden werden.
Beim Ringeln wird die Rinde bis auf das Holz abgeschält. Für Neophyten wie Götterbäume und Robinien muss auf der der Nordseite im ersten Jahr ein Steg belassen werden, der erst später entfernt wird.
Kleinblüten-Rose (Rosa micrantha)
Büsche, die bei den Pflegemaßnahmen stehen bleiben sollen, werden vorher mit Absperrband markiert.

Wie?

Das Schwenden geschieht jedoch nicht „irgendwie“ sondern nach fachlichen Gesichtspunkten. Grundlage sind zahlreiche wissenschaftliche Erhebungen, die auf der Heide stattgefunden haben. Ziel des Schwendens ist es, die Beschattung und damit den kühlenden Effekt und das Überwachsen des Trockenrasens zu reduzieren. Schwenden bedeutet nicht, die Heide zu „säubern“, ordentlich zu machen oder gärtnerisch zu gestalten. Büsche werden nicht „in Form“ geschnitten und z.B. abgestorbene Äste nicht entfernt, denn sie sind wichtiger Lebensraum für seltene Arten.

Auf der Heide werden Gehölze großteils händisch von Freiwilligen jeden Alters und Schulklassen geschnitten, was viel schonender als mit Maschinen ist. Auf Tiere, deren Eier oder Kokons oder besondere Pflanzen etc. kann dabei Rücksicht genommen werden, während bei maschineller Arbeit viele Tiere oder ihre Überdauerungsstadien zu Tode kommen.

Das Wiederaustreiben ist bei Arten wie der Schlehe durchaus erwünscht, weil so Schlehen in verschiedensten Größen - von der Schlehenhecke als Brutplatz für Vögel bis zu einjährigen Austrieben für die Raupen von Segelfalter oder Schlehenzipfelfalter - vorhanden sind. Nur sehr wüchsige bzw. mit Ausläufern wuchernde Arten wie Liguster oder Blutroter Hartriegel werden mitsamt den Wurzeln mittels Krampen ausgehackt.

Größere Laubbäume, deren Wurzelstöcke nicht wieder austreiben sollen, werden geringelt, d.h. die Rinde wird knapp über dem Boden rund um den Stamm auf einer Breite von ca. 15 Zentimetern gründlich entfernt. Über ein bis zwei Jahre stirbt der Baum langsam ab und bildet kaum Stockausschläge. So erspart man sich langjährige, aufwändige Nacharbeiten.

Auf der Heide bleibt immer ein gewisser Anteil an Büschen und Bäumen von möglichst vielen Arten stehen. Viele wärmeliebende Insekten bewohnen die offene, sonnige Heidelandschaft, sind aber in gewissen Stadien ihres Lebens von ganz bestimmten Gehölzarten abhängig. Ob Weißdorn, Dirndl, Blutroter Hartriegel, Liguster, Feld-Ahorn, Kreuzdorn, Felsen-Kreuzdorn, Flaum-Eiche, Zerr-Eiche, Trauben-Eiche, Esche, Feld-Ahorn, Nussbaum, Rosen, Obstbäume und viele mehr - auf jeder Art findet man speziell an ihre Futterpflanzen angepasste Schmetterlingsraupen, Zikaden, Wanzen, Gallwespen, Blattläuse, Pflanzenwespen, Käfer, Ameisen etc. Einzelstehende Gehölze und Hecken dienen aber auch als wichtiger Windschutz, Versteck, Nist- und Paarungsplatz für Gliederfüßer, Vögel, Säugetiere und Reptilien.

Arten wie Felsen-Kreuzdorn, Wein-Rose, Kleinblüten-Rose und Felsenbirne sind seltene Gehölze, die nur bei zu dichtem Aufkommen entfernt werden. Schließlich bereichern Gehölze auch das Landschaftsbild und sind wichtiger Schattenspender für die Schafe. Die stehen bleibenden Gehölze werden vor den Pflegearbeiten mit Absperrband markiert. So muss keiner der HelferInnen bestimmte Gehölzarten kennen oder gar die Befürchtung haben „das Falsche“ wegzuschneiden.

Wann?

Schwendarbeiten erfolgen bevorzugt im Herbst, da Vogelbruten abgeschlossen sind und viele Tierarten bereits ihren Jahreszyklus beendet haben. Gleichzeitig herrschen angenehme Arbeitstemperaturen – das ist vor allem für Kinder und Jugendliche wichtig. Gröbere Arbeiten erfolgen meist im Winter bis in den frühen Frühling, bevor Kuhschelle und Frühlings-Adonis blühen. In manchen, weniger sensiblen Bereichen sind auch im weiteren Jahresverlauf Schwendarbeiten möglich.
Sie können helfen, in dem sie bei einem der nächsten Termine mitmachen!

Invasive Neophyten

Samen des Götterbaums
Die Samen des Götterbaums werden durch den Wind weit verbreitet und bleiben einige Jahre keimfähig. Sie sollten entfernt werden, bevor sie reif sind.
Götterbaum-Sämlinge
In diesem Stadium können Götterbaum-Sämlinge noch gut ausgerissen werden.
Kanadische Goldrute
Die Kanada-Goldrute bereitet in vielen, ökologisch wertvollen Lebensräumen große Probleme. Große Reinbestände verdrängen alle anderen Blütenpflanzen.

Neophyten, also Pflanzen, die bei uns vor 1492 nicht heimisch waren, können für die heimische Natur problematisch werden, da sie sich stark vermehren und auf Grund fehlender Gegenspieler stark ausbreiten können. Für die Heide-Trockenrasen problematische Gehölze sind Götterbaum und Robinie, die an den Rändern der Heide vor allem aus den ehemaligen Steinbrüchen ins Heidegebiet eindringen.

Im ersten Schritt ist es wichtig, Samenflug zu verhindern, also blühende bzw. fruchtende Äste abzuschneiden. Samen müssen fachgerecht mit dem Restmüll zur Verbrennung entsorgt werden, da sie bei Kompostierung mit dem Kompost noch weiter verbreitet werden.

Junge Sämlinge müssen so rasch wie möglich händisch ausgerissen werden, bevor sie zu tiefe Wurzeln bekommen. Sind diese erst einmal ausgebildet und reißen ab, treiben daraus immer wieder neue Bäume nach.

Keinesfalls dürfen Götterbaum und Robinie einfach so umgeschnitten werden, da sie sonst zahlreiche Ausläufer treiben, aus denen neue Bäume entstehen und die Situation noch verschlimmern. Für den Götterbaum wurde in den letzten Jahren von der Universität für Bodenkultur erfolgreich an der Bekämpfung durch einen heimischen, spezifisch auf den Götterbaum wirkenden Pilz gearbeitet, der den Baum zum Absterben bringt und hoffentlich bald auf den Markt kommt. Eine andere Möglichkeit ist das fachgerechte Ringeln mit einem etwa 2 cm breiten, stehen bleibenden Steg auf der Nordseite, der erst später durchtrennt wird. In den meisten Fällen werden trotzdem Ausläufer gebildet, die dann in Abständen von maximal vier Wochen über ca. 2-3 Jahre geschnitten oder ausgerissen werden müssen, um die Bäume tatsächlich vollständig zum Absterben zu bringen. Neophytenbekämpfung sollte daher immer sehr gut überlegt werden, insbesondere ob die aufwändigen Nacharbeiten regelmäßig durchgeführt werden können!

Unter den Stauden sind Riesen- und Kanada-Goldrute eine rasch wuchernde Gefahr für Wiesen und Trockenrasen. Sie sollten, wenn sie auftreten, nach Möglichkeit gleich ausgegraben oder ausgerissen werden, jedenfalls aber das Aussamen durch Abschneiden der Blüten verhindert werden.
Sie können helfen, in dem sie einen der nächsten Pflegetermine unterstützen!